Peter Enz: Der Keim der Revolte: Militante Solidarität und religiöse Mission bei Ibn Khaldun

Datum/Zeit
​Mi 16/01/2013
18:30–20:30

Ort
IWK

Typ
Präsentation

In seinem Versuch, die Geschichte, so wie er sie erlebt, rational begreiflich zu machen, entwirft Ibn Khaldun, ein Tunesier aus dem 14. christlichen Jahrhundert, in seinem geschichts-theoretischen Hauptwerk den Begriff der Asabiya.

Die Asabiya ist eine Art militanter Solidarität, die die Mitglieder einer Gruppe von Menschen aneinander bindet und es der Gruppe ermöglicht, sich gegen äußere Bedrohungen zu wehren und aktive Machtansprüche zu stellen. Sie ist im Gedankengebäude Ibn Khalduns die eigentliche Bewegerin der Geschichte, sie treibt die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen an, sie macht eine Gruppe von Menschen zu einem aktiven politischen Subjekt. Ohne Asabiya ist politischer Erfolg nicht möglich.

Peter Enz macht es sich zur Aufgabe, die vielschichtigen Strukturen dieses Begriffs, seine Bedingungen und Funktionen genau zu durchleuchten. Die Bedeutung der Asabiya erschöpft sich nämlich nicht in ihrer Rolle als soziale Kraft. Gerade im Dialog mit dem postmarxistischen Denker Alain Badiou entpuppt sie sich als ein Konzept, das die komplexen Strukturen revolutionärer Bewegungen verständlich machen kann. Die Asabiya ist das bedingungslose, militante Bekenntnis des Einzelnen zur Wahrheit eines politischen Ereignisses und somit auch der Ursprung von Rebellion und Revolte.

Peter Enz: Studium der Arabistik und Philosophie an der Universität Wien; früher Tätigkeit für die österreichische Tageszeitung »Die Presse« tätig; gegenwärtig Übersetzer im Bundesdienst.