Ľubomír Dunaj: Milan Kundera und seine “Philosophie”

Datum/Zeit
​Mi 10/01/2024
19:00–21:00

Ort
Universität Wien Hauptgebäude, Seminarraum 7, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5

Typ
Vortrag

Vortragsreihe Literatur, Kunst und interkulturelle Philosophie im Dialog

 

Die moderne Philosophie und Wissenschaft haben, so Milan Kundera in seinen berühmten Essays über “Die Kunst des Romans”, das Wesen des Menschen vergessen. Mit Cervantes, dem Begründer des modernen Romans, ist jedoch nach Kundera eine große europäische Kunst entstanden, die sich nichts anderes als die Erforschung dieses vergessenen Wesens des Menschen zum Ziel setzt. In diesem Vortrag wird die Frage geprüft, ob und inwieweit Kundera mit seiner Kritik an der modernen westlichen Philosophie Recht hatte. Da sich die Philosophie im Westen seit den Tagen von Husserl und Heidegger, den primären philosophischen Quellen von Kunderas Essays, verändert hat, stellt sich die Frage, ob sich in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zumindest bestimmte Stränge philosophischen Denkens dem Roman angenähert haben. Schließlich wird der Blick auch auf außereuropäische philosophische Traditionen ausgeweitet, um herauszufinden, ob gerade sie – trotz Kunderas ausgeprägtem Eurozentrismus bei der Erörterung des Romans – doch nicht viel mehr ein angemessenerer Partner für Kunderas Argumentation gewesen wären.

Ľubomír Dunaj ist Universitätsassistent am Institut für Philosophie an der Universität Wien und Research Fellow am Institut für Philosophie an der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag.

Publikationen: Imaginary Worlds and Imperial Power: The Case of China. Albany (hg. mit G. Sigurðsson, SUNY Press 2024 (im Erscheinen); Civilization, Modernity, and Critique:  Engaging Johann P. Arnason’s Macro-Social Theory (hg. mit J. Smith und K.C.M. Mertel, Routledge 2023); Hans-Herbert Kögler’s Critical Hermeneutics (hg. mit K.C.M. Mertel, Bloomsbury Publishing, 2022).