Kirsten Rüther: Verhinderte Professionalisierung bei izangoma (traditionellen Heilern) und izinyanga in Südafrika

Datum/Zeit
​Fr 28/10/2022
18:30–20:00

Ort
IWK

Typ
Vortrag

Die Heilmethoden traditioneller Heilerinnen und Heiler in einem Land wie Südafrika – man mag im ersten Moment denken, dass sie einfach existieren. Um sich mit ihnen zu befassen, fragt man nach Prinzipien dieser Heilungsformen, Akteuren und institutionellen Einbindungen. Doch so einfach ist es häufig nicht, und es lohnt, an einem anderen Punkt des Heilungsgeschehens mit dem Fragen einzusetzen.

In Südafrika hat die Professionalisierung afrikanischer Heilerinnen und Heiler eine lange Geschichte der Verhinderung. Gerade in den wachsenden Städten bemühten sich izangoma, izinyanga und andere Spezialisten gegenüber einem kolonialen Regime um offizielle Anerkennung durch die Behörden, die diese ihnen jedoch kontinuierlich versagten. Im Nationalarchiv werden zahlreiche Schreiben, selbst erstellte Lizenzen und Jahresberichte nicht anerkannter Heilerverbände aufbewahrt, die deren Selbstverständnis in den 1930er und 1940er Jahren dokumentieren, aber auch die Bereitschaft, sich den Behörden und geltenden Hierarchien im Sinne der Erhaltung von Ordnen geradezu „anzubiedern“.

Als „traditionell“ bezeichneten sich diese Heilungsexpertinnen und -experten allerdings nicht. Auch die Behörden griffen auf diese Etikettierung nicht zurück. Sie war aber relevant in den Professionalisierungsbestreben nach dem Ende der Apartheid. Das Etikett des „Traditionellen“ (ebenso wie die Verurteilung als „Hexerei“, die in den 2000er Jahren die Diskussion um Professionalisierung erschwerte) verdeckt tendenziell die Historizität dieser Heilungsakteure und ihrer Praktiken. Der Blick ins Archiv und weitere Abbildungsorte (z.B. populäre Medien) stellen wichtige Schritte dar, den Blick auf izangoma, izinyanga und andere Heilende komplexer zu gestalten. Er regt zudem an, über die Geschichte des Politischen, Sozialen und Gesundheitlichen neu nachzudenken.