Dieses Symposium ist eher workshopartig angelegt: als Darstellung und Diskussion von Verfahrensweisen, die in filmwissenschaftlichen Werkstätten kritische Einsichten hervorbringen. Thema ist der Horrorfilm im weiten Sinn; d. h. , es kommen auch Varianten von SciFi, Psychothriller oder Hybride (etwa in Richtung US-Historienkino) in Betracht. Vor allem aber geht es bei “Horror socii” darum, markierte Genreformen und -grenzen ebenso wie Grenzregime und Formen der Großgruppenbildung (wie es Genres, aber auch Klassen, Staaten, Wirtschaftsfestungsräume etc. sind) zu befragen und in Frage zu stellen.
Am Schauplatz neuerer (in den letzten fünfzig Jahren, v. a. seit der Jahrtausendwende entstandener) Horrorfilme geht es um Zug und um Zugang: Was zieht film/medien/kulturwissenschaftlich Forschende zu diesen Filmen, und was für Zugänge nehmen sie da? Und es geht insbesondere um das, was an Gore, Giallo und Gespenst gemeinschaftlich ist. Wie machen solche Körperhorror-, Mordserien- oder Spukfilme, wie machen monster movies, Zombie- und Survivalfilme das wahrnehmbar und denkbar, was am sozialen Leben unheimlich, abjekt, projektiv ist? Letzteres im Doppelsinn: In Frage steht, was Gesellschaften an Feindbildern projizieren und zum anderen was an Vergesellschaftung “projektförmig” ist und wie sie sich in der courte durée politischer und ökonomischer Einrichtung und Zurichtung bildet. Zu diskutieren ist also Horrorfilm als Medium, das seinerseits Einsicht in “Soziierung” bieten kann – als Zug(ang) zu den Zumutungen, groben Zugriffen und schieren Schrecken des Mit-Lebens, zum horror socii und zu dessen Kritik.
Ablauf und Programm
Freitag, 21.3. 2014:
- 16. 30 Uhr: Begrüßung
- 17. 00 Uhr: Joachim Schätz (Wien): Diesseits des Ambivalenzkalküls: Gesellschaftsdiagnostische Kippbilder im rezenten Horrordrama
- 18. 00 Uhr: Christina Grundl und Bastian Zieglgruber (Regensburg): Der Zombie als Gesellschafts- und Medienallegorie
- 19. 15 Uhr: Melanie Letschnig (Linz): Neurotic Nucleus – Eruptive Dramaturgie mit Horror und Familie
- 20. 15 Uhr: Kristina Pia Hofer (Linz): She-Devils und Gore-Gore Girls: Herschell Gordon Lewis und der Horror der Emanzipation
Samstag, 22. 3. 2014:
- 12. 00 Uhr: Ulrich Meurer (Wien): Dixie-Zombie: Sortiment
- 13. 00 Uhr: Ivo Ritzer (Mainz): Ghost Riders in the Sky: Transmedialität und Genrehybridität im Weird West
- 14. 30 Uhr: Karin Harrasser (Linz): Nach Amerika der Tod: “The Clonus Horror” (1976)
- 15. 30 Uhr: Drehli Robnik (Wien): Zur politischen Ästhetik des gegenwärtigen europäischen Horrorfilms. Aus dem Nähkästchen eines Filmtheorie-Forschungsprojekts
- 17. 00 Uhr: Daniel Illger (Berlin): Kosmische Angst – der Horrorfilm und die Poetik des Unaussprechlichen
- 18. 00 Uhr: Andreas Ehrenreich (Mannheim): Die Blutsbande von “Amer”. Prekäre Gemeinschaft im Neo-Giallo
- 19. 15 Uhr: Daniel Eschkötter (Weimar): Sonische Kontinuen: Spektren, Sound, Institutionen (Sozialstaat)
Vortragende
Andreas Ehrenreich: wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Mannheim.
Daniel Eschkötter: Film-, Literatur-, Medienwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bauhaus-Universität Weimar.
Karin Harrasser: Professorin für Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz.
Kristina Pia Hofer: forscht und lehrt an der Johannes Kepler Universität Linz.
Daniel Illger: wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU Berlin.
Melanie Letschnig: Assistentin im Bereich Medientheorien an der Kunstuniversität Linz.
Ulrich Meurer: Professor a. Z. für Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien.
Ivo Ritzer: wissenschaftlicher Mitarbeiter der Mediendramaturgie an der Universität Mainz.
Drehli Robnik: Filmwissenschaftler, Mitarbeiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Gesellschaft.
Christina Grundl und Bastian Zieglgruber: Tätigkeiten am Lehrstuhl für Medienwissenschaft, Regensburg, gehört zum Kernteam von “Heimspiel – Das Regensburger Filmfest”.
Joachim Schätz: Filmwissenschaftler und -kritiker, Senior Scientist am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien.
Konzeption und Organisation
Drehli Robnik: im Rahmen seines FWF-Projekts P 24474-G21 Political Aesthetics of Contemporary European Horror Film, und in Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Gesellschaft und dem Institut für Theater-, Film- & Medienwissenschaft der Universität Wien.