Die Krise des Politischen und die Arbeit am kollektiven Gedächtnis

Datum/Zeit
​Do 22/11/2018
19:00–21:00

Ort
Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien

Typ
Vortrag

Dass die europäische Nachkriegsordnung erodiert, ist unübersehbar. Zwei wichtige Grundpfeiler der kulturellen und sozialen Identität Europas werden mutwillig zerstört und verlieren ihre Integrationskraft: zum einen das europäische Friedensprojekt, auf das sich nach 1945 Nationalstaaten unter dem Eindruck der Shoah verständigt haben, und zum anderen der westliche Wohlfahrtsstaat, der demokratische Errungenschaften mit dem Ausbau sozialer Sicherungssysteme verknüpft hat. Im Vortrag soll gezeigt werden, warum wir uns an einer Epochenschwelle befinden, was ihre Merkmale sind und welche Auswirkungen diese Erosion auf gesellschaftliche Institutionen, auf Erfahrungsräume und Erwartungshorizonte sowie auf die soziale Integration hat. Ich möchte dafür argumentieren, dass die Aufgabe kritischer Bildung die Arbeit am kollektiven Gedächtnis sein müsste. Sie reflektiert die den europäischen Narrativen ‒ Moderne, Fortschritt, Entwicklung und Kosmopolitismus ‒ immanenten Widersprüche und zielt auf eine andere kulturelle, soziale und politische Reproduktion unserer Gesellschaft.

Vortragender:  Edgar Forster (Université de Fribourg, Département des Sciences de l’éducation)

Nach Studium und Dissertation in Pädagogik und Psychologie an der Universität Innsbruck war Forster als Dozent an verschiedenen Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Institutionen tätig. Unter anderem leitete er zwischen 1999 und 2001 das Österreichische Institut für Erwachsenenbildung in St. Pölten. Forschungsaufenthalte und Gastprofessuren führten ihn außerdem an die University of California at Santa Cruz, an die State University of New York at Stony Brook (SUNY) sowie an die Universitäten Wien und Klagenfurt