Anna Amilar: „Looking for Lilly“ Auf der Suche nach Lilly Lieser

Datum/Zeit
​Di 14/11/2023
18:30–20:30

Ort
IWK

Typ
Präsentation

 

Vortragsreihe biografiA

In das Leben Lilly Liesers einzutauchen, heißt, sich auf 67 Jahre Zeitgeschichte einzulassen. Henriette Amélie Landau, wie Lilly mit vollem Namen heißt, wird am 4. Juli 1875 als sechstes und letztes Kind des Bankiers Albert Landau und seiner Gattin Fanny Menkes in eine jüdische Familie des Wiener Großbürgertums hineingeboren. Sie wird nicht nur das Ende der Monarchie erleben, sondern auch den Ersten Weltkrieg, die darauffolgende Hungersnot, die Hyperinflation, die Goldenen-Zwanziger-Jahre, den Börsenkrach und den Nationalsozialismus. Persönliche Schicksalsschläge formen Lillys Persönlichkeit. Sie ist sehr vermögend und macht sich als Freundin Alma Mahlers und Mäzenin Arnold Schönbergs einen Namen. 1905 – sie ist gerade einmal dreißig Jahre alt – lässt sie sich von ihrem Mann Justus scheiden und führt von da an ein unabhängiges Leben. Ihre beiden Töchter erzieht sie zu weltoffenen Bürgerinnen. Helene (verh. Berger) promoviert 1920 als erste Frau Österreichs in Staatswissenschaften. Annie wird von Grete Wiesenthal zur Ausdruckstänzerin ausgebildet, hat zahlreiche Auftritte und ist recht erfolgreich. Lilly ist übrigens auch die Großtante von Wiens bekanntestem „Opernführer“ Marcel Prawy. In den Biografien Alma Mahlers ist sie nicht mehr als eine Randnotiz. In diesem Buch erhält diese Frau ein Gesicht, eine Stimme und die Leser und Leserinnen einen Einblick in längst vergangene Zeiten. Lillys Geschichte ist eine von Millionen und doch eine, die uns hautnah erleben lässt, was es heißt, in dieser Zeit gelebt zu haben. Am Ende ihres Lebens wird Lilly alles verlieren. Sie wird enteignet, gedemütigt, im Januar 1942 ins Ghetto Riga deportiert, und im November 1943 in Auschwitz ermordet.

Anna Amilar lebt und arbeitet als Psychotherapeutin und Autorin in Wien. Ihre professionelle Sensibilität geht Hand in Hand mit ihrer Leidenschaft für das Schreiben und verleiht ihren Texten die besondere, sensible Note. Im Rahmen ihrer therapeutischen Arbeit führte Anna Amilar Gespräche mit vielen Menschen aus dem letzten Jahrhundert, darunter auch zahlreichen HolocaustÜberlebenden. Diesen Geschichten, die auch historisch so interessant sind, ein literarisches Denkmal zu setzen, liegt ihr besonders am Herzen. „Looking for Lilly – Auf der Suche nach Lilly Lieser“ ist ihr erster Fact-FictionRoman.